Industriekultur im Schwarzwald

Typisches Beispiel einer vergessenen Industriearchitektur – Maschinenhaus einer ehemaligen Zündholzfabrik bei Haslach i. Kinzigtal, Holger Schwartz

Wenn wir an den Schwarzwald denken, kommen uns meistens Bilder von dichten Wäldern oder satten Wiesen in den Kopf. An rauchende Schornsteine und Industrie denken hingegen vermutlich die wenigsten. Eine neue Internetplattform (www.industriekultur-schwarzwald.de) möchte dies ändern und ging pünktlich zum Tag der Arbeit an den Start.

Der Schwarzwald, wie wir ihn kennen, sei schon immer eine Kulturlandschaft gewesen und von Menschenhand geprägt und gerade die Industrialisierung habe in dieser Landschaft tiefe Spuren hinterlassen, ist sich Holger Schwartz vom Initiativkreis sicher. Diese Spuren sichtbar zu machen, ist das Ziel der Initiative, die von der Stiftung BauKulturerbe aus Freiburg getragen wird. Auf der Internetplattform sollen Orte und Geschichten zum Thema Industriekultur gesammelt werden. Auf einer Karte werden verschiedenste Orte angezeigt. Noch ist die Anzahl übersichtlich, dennoch zeigt sich schon manch Überraschendes. Oder wussten Sie, dass im Kloster St. Blasien einst eine Gewehrfabrik war?

Bald sollen schon viele weitere Punkte auf der Karte hinzukommen. Die Initiative hofft dabei auf das Schwarmwissen der Internetcommunity, aber es soll auch ein wirkliches, reales Netzwerk entstehen. Es sind Veranstaltungen und Exkursionen zum Thema geplant und am 13. Juni ist im Architekturforum Freiburg eine Podiumsdiskussion zum Thema Umnutzung von Industriedenkmalen in Vorbereitung.

An erster Stelle steht nun vor allem einen guten Start hinzulegen, Mitstreiter*innen zu finden, Sponsor*innen zu suchen und weiter Texte, Bilder und Geschichten zu recherchieren. Man sei aber auf einem guten Weg, bestätigt Klaus Grundmann, Geschäftsführer der Stiftung BauKulturerbe, überall stoße man auf großes Interesse und offene Arme.

Das verwundert kaum, schließlich sind Geschichten rund um die Arbeit für Viele prägend. Ganze Regionen werden durch bestimmte Industrien geformt, wie etwa die Uhrenindustrie oder die Papierfabriken im Nordschwarzwald und Textilfabriken im Süden. Andernorts hat man das touristische Potential dieser Industriekultur bereits entdeckt und lockt mit einer Mischung aus Entdeckungen, Technik, Natur und Kultur erlebnishungrige Urlauber*innen und Tagesausflügler*innen.

Doch der Initiative geht es um mehr. Man schütze nur, was man kenne, so Grundmann weiter. Es geht auch darum Geschichte zu bewahren und die Gebäude, die für diese Geschichte stehen. Die Stiftung BauKulturerbe hat hier bereits Erfahrung gesammelt, schließlich ist sie auch Trägerin der Initiative rund um die Gaskugel in Freiburg-Betzenhausen.

Zwei Jahre Vorbereitung stecken bis jetzt in dem Projekt. Von der ersten Idee, dem Sammeln von Beispielen bis hin zur richtigen Strukturierung der Internetseite. Eine Arbeit, die man leicht unterschätze, erläutert Hans-Christian Pauly, der die Internetseite administriert. „Das ist vielleicht  auch ganz gut so, sonst fängt man wahrscheinlich gar nicht erst an“, fügt er lachend hinzu. Nun freut er sich darauf, dass es losgeht, besonders auf die geplanten Fotoexkursionen: „Alte Industrieanlagen sind unheimlich sexy und können so viel erzählen.“

Die Internetseite ist unter https://www.industriekultur-schwarzwald.de erreichbar.

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