Abriss des Traditionsgasthauses auf dem Gieshübel

Gasthaus Gießhübel auf dem Schauinsland, Bild: Andreas Schwarzkopf – wikimedia.commons.org

Die Badische Zeitung titelte in ihrer Ausgabe vom Samstag, den 10. Oktober 2020: „Neue Pläne für den Gieshübel“ und berichtete, dass eines der ältesten Gasthäuser im Münstertal, das Traditionsgasthaus auf dem Gieshübel im Ortsteil Stohren, abgerissen und neu erbaut werden soll.

Wir fragen uns: Muss das historische Gebäude wirklich abgerissen und damit wieder ein Stück Baukultur verloren gehen? Auch aus Nachhaltigkeitsgründen wäre eine Sanierung dieser typischen Schwarzwaldarchitektur in Bezug auf die „graue Energie“ zu prüfen.

Mit einem Leserbrief in der Badischen Zeitung vom 14. Oktober 2020 haben wir uns nun an die Öffentlichkeit gewandt:

Es ist zunächst einmal lobenswert, dass der Gießhübel mit dem Traditionsgasthaus als Ort der Einkehr und Erholung erhalten werden soll. Ich kenne viele FreiburgerInnen, die gerade im Hochsommer , wenn die Temperaturen in der Stadt Freiburg über die 30°C Marke klettern, gerne in die Höhe fahren, um dort den  Abend bei Sonnenuntergang und einem guten Vesper zu verbringen.

Auch im Winter oder bei Nebellagen ist hier ein Ort, um aus dem städtischen Treiben aufzutauchen  und Energie zu tanken.

Was jedoch zu denken Anlass gibt, ist die Tatsache, dass das historische Gebäude, mit sehr langer Tradition und  Geschichte bis ins 16.Jahrhundert  abgerissen werden soll, um einem Neubau Platz zu machen.

Das Gebäude in seiner historischen Architektur ist typisch für die Schwarzwald-architektur und zeigt in seiner Struktur und Proportion klare schwarzwaldtypische Elemente. Wie viele gute Beispiele zeigen, ist es sehr wohl möglich, auch solche Gebäude wirtschaftlich zu sanieren. Außerdem ist bekannt, dass jedes alte Gebäude von fachkundiger Seite in Bezug auf eine Sanierung so gerechnet werden kann, dass es unwirtschaftlich ist, es zu sanieren. Aber nicht nur die technischen, wirtschaftlichen Aspekte sollten bei der Sanierung und dem Umbau von bestehenden Gebäuden eine Rolle spielen. Der Identitätsverlust, der mit dem Abriss des historischen Gebäudes einhergeht, ist unersetzbar. Erinnerungen an Familientreffen auf dem Gießhübel, die heimelige Atmosphäre in der alten Schwarzwaldstube, sowie  die gewachsene Struktur sind unersetzbar und ein Verlust für unsere Baukultur. Ich frage mich, warum hier der Denkmalschutz nicht eingreift. Er hat zur Aufgabe unser baukulturelles Erbe zu erhalten und bei Umbauten und Sanierungen einen angemessenen Maßstab anzulegen, um eine zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen. Schade, dass mit diesem Abriss wieder ein Stück Baukultur unwiederbringlich verloren geht.

Klaus Grundmann         Geschäftsführer Stiftung BauKulturerbe gGmbh

https://www.badische-zeitung.de/leserbriefe-xc2yh5hyx–196892253.html

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Artikel aus der Zeitschrift „Denkmalsanierung 2019/2020“ von Dr. Diana Wiedemann