Das `AUS` für das Gaskugelprojekt

Denkmalschutz-Termin_09.09.2024_Foto AK Gaskugel

Verpasste Chancen rund um die Gaskugel

Wie konnte es geschehen, dass die Stadt Freiburg auf Fördergelder in Höhe von 3 Mio. Euro verzichtet?

In den vergangenen fünf Jahren hat eine Gruppe gut vernetzter und fachkundiger Personen aus Architekt*innen, Kulturmanager*innen, Tragwerksplaner*innen, Musikwissenschaftler*innen und einigen Professionen mehr, ehrenamtlich in einem Arbeitskreis ein Konzept entwickelt, wie die 2019 stillgelegte und unter Denkmalschutz gestellte Gaskugel in Freiburg-Betzenhausen erhalten und kulturell genutzt werden kann. Für die dafür benötigte Infrastruktur, ein Servicegebäude mit Seminarräumen und Bistro, sowie den Betrieb hat die Stiftung BauKulturerbe gGmbH die Trägerschaft übernommen.

Mit diesem Konzept, von Seiten der Stadt ergänzt durch die Freiraumplanung und Revitalisierung der Dreisam, hatte die Stadt im April den Antrag auf Förderung im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ beim Bund gestellt. Als einziges Projekt in Baden-Württemberg und eines von siebzehn Projekten (aus 117 eingereichten Projektskizzen) in ganz Deutschland wurde das Projekt DIE KUGEL ausgewählt. Was für eine Chance!

Mit dem geplanten neuen Stadtteil Dietenbach hatte Freiburg lange Zeit bundesweit die Presseaufmerksamkeit. Mit dem Kugelprojekt hätte die Stadt daran anschließen und sich nicht nur in Bezug auf die Schaffung von Wohnraum, sondern auch in kultureller Hinsicht profilieren können. Welch verpasste Chance!

Dabei wäre der Betrieb für die nächsten Jahre gesichert gewesen. Die Musikhochschule und das Freiburger Forschungs- und Lehrzentrum Musik stehen schon seit Beginn an der Seite des Projekts und haben die Durchführung von Veranstaltungen und Seminaren in der Kugel mit einer entsprechenden Miete zugesichert.

Diejenigen, die schon mal in der Kugel waren, wissen, welch unvergleichlichen Experimentalraum dieses Gebäude bietet.

Das Aus für die Kugel begründet die Stadtverwaltung damit, dass für das Kugelgebäude selbst nicht abzusehen sei, ob die „baulichen Maßnahmen technisch realisierbar […] und keine unüberwindbaren bau-, denkmal- und umweltrechtlichen Hindernisse“ vorhanden seien.

Diese Aussage kommt genau von einem Amt, das seit der Förderzusage am 10. Juli – also in vier Monaten – nicht in der Lage war, auch nur eine Vorskizze zum Freiraum vorzulegen, obwohl dieses Amt für Projektentwicklung und Stadterneuerung (APS) genau diese Kompetenz erbringen sollte und eigentlich schon im Namen trägt.

Dagegen stehen die Untersuchungen und Abklärungen, die durch das Kugel-Team bereits in den vergangenen Jahren und verstärkt in den letzten Monaten durchgeführt wurden.

Sei es die technische Realisierbarkeit, Anforderungen seitens der Denkmalbehörden oder kulturelle Belange – es fanden Termine vor Ort mit den Zuständigen sowie Analysen statt, die die Rahmenbedingungen des Projektes verdeutlichen. Es liegen sogar bereits Angebote vor, wie die Kugel saniert und langfristig vor Rost im Innern (dort gibt es bisher keine Beschichtung) geschützt werden kann.

Für die vielen Fachleute, die seit Jahren in vielen ehrenamtlichen Stunden ihre Expertise in das Projekt eingebracht haben, kann diese Aussage der Stadtverwaltung nur als Verhöhnung ihrer Leistungen interpretiert werden.

Ach ja – da war doch noch das Thema der Dreisamrevitalisierung. Dazu sind tatsächlich bereits Konzepte und Planungen bei der Stadt vorhanden. Doch wurde beim Förderantrag übersehen, dass dieses Programm für Landesliegenschaften andere Voraussetzungen hat. Und leider ist nun mal die Dreisam mit ihren Uferbereichen im Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Wer hat denn nun dabei seine Planungsaufgaben nicht erledigt?

Ein wichtiges Thema war von Anfang an das Baurecht. Der Bebauungsplan muss für jede andere Nutzung als die bisherige geändert werden. Dies ist immer ein langwieriger Vorgang, doch stellt sich nach wie vor die Frage, warum nicht ein vorhabenbezogener Bebauungsplan die Alternative hätte sein können. Es geht ja nun wirklich nur um ein Grundstück.

In Bezug auf die Kosten und die finanziellen Risiken, wie sie von der Stadtverwaltung dargestellt wurden, geht es um potenzielle Fördergelder von Denkmalbehörden, Denkmalstiftungen und -einrichtungen. Hier glaubt das APS, das Thema der Einwerbung von Fördergeldern für Baudenkmale besser beurteilen zu können als erfahrene Fachleute.

Um diese Diskussion zu beenden, erklärte sich die Stiftung BauKulturerbe bereit, für diese Finanzierungslücke zu bürgen – aber auch das war für die Stadtverwaltung „keine zufriedenstellende Lösung“.

Last but not least bemängelt das APS, dass die vom Bund zur Verfügung gestellten Jahrestranchen nicht zum möglichen Zeitfenster der Stadt passen und die Gefahr bestünde, Bundesmittel zu verlieren und dafür die Kommune belasten zu müssen. Dies mag für das Teilprojekt Freiraumgestaltung sogar stimmen, doch vergisst die Stadt hierbei, dass die Zeitplanung für die Kugel ganz anders und mit stimmigen Jahrestranchen aufgestellt wurde.

In Summe lässt sich also sagen, die Begründungen für einen Ausstieg aus dem Projekt entbehren jeder Grundlage und dienen nur dazu, Angst und Verunsicherung bei den Bürgern und dem Gemeinderat zu erzeugen.

Vor allem wurde das große ehrenamtliche Engagement mit Füßen getreten. Geld und Zeit sind seitens der Stiftung und der ehrenamtlich Engagierten in das Projekt geflossen. Ein studentischer Ideenwettbewerb war bereits durchgeführt und wurde am Freitag, dem 15.11.2024, präsentiert, fünf Entwürfe wurden von der Stiftung prämiert. Die Entwürfe der Studierenden machen es nochmals deutlich:

Welch verpasste Chancen – nicht nur für den Freiburger Westen, sondern für die gesamte Stadt Freiburg!

Freiburg den 24.11.2024      Klaus Grundmann  (Geschäftsführer)

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