Sanierung eines alten Dielenbodens

Bild von Holger Schwartz

Im Überblick

  • Alte Dielenböden bestehen häufig aus besonders hochwertigen Hölzern.
  • Die Sanierung ist aufwendig, aber machbar. Moderne Verfahren beseitigen störende Geräusche.
  • Gewachste Dielenböden genügen hohen Ansprüchen an Langlebigkeit und Optik.

Der Status Quo: knarrende Dielen

Es knarrte laut, wenn man über den alten Dielenboden in dem Schulgebäude ging – so laut, dass eine Unterhaltung im Flur fast unmöglich war. Unvorstellbar, wenn hier dutzende Schüler darüber laufen würden. Dabei sollte der breite Flur doch als Lernzone genutzt werden. In diesem Zustand eine völlig undenkbare Idee.

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Alter Dielenboden – Erhalten oder austauschen?

Was sollte man also tun? Es sprach einiges dafür, den Boden einfach auszutauschen, denn die Schlacke darunter war mit Schwermetallen belastet und die Dielen bereits so ausgetreten, dass jeder erneute Schleifgang ein Wagnis sein würde. Dazu kamen die breiten Fugen – eine Zumutung für jede Reinigungskraft. Zu guter Letzt das bereits erwähnte Knarzen – ein klarer Fall, oder?

Wäre da nicht das Veto der Denkmalpflege, schließlich sind die 120 Jahre alten Dielen noch originale Bausubstanz. Also musste genauer hingeschaut werden. Und der zweite Blick lohnte sich. Die gründerzeitlichen Dielen aus robuster Pechkiefer (Pitch Pine – siehe Infobox 1) sind in dieser Qualität heute nicht mehr erhältlich und haben natürlich auch ihren eigenen Charakter. Also wurde ein Sanierungskonzept für den Boden entwickelt, welches die originale Substanz weitesgehend erhalten sollte.

Infobox 1 – Pitch Pine:
Pitch-Pine (auch Pechkiefer bezeichnet) ist im Grunde keine eigene Baumart, sondern ein Sammelbegriff für Kiefernhölzer, die sehr Hartholzreich sind. Dies wird durch ein langsames Wachstum erreicht, bei dem die harten Jahresringe eng zusammenliegen. In der Gründerzeit wurde dieses Holz wegen seiner Robustheit gerne für Dielenböden verwendet, auch weil es günstiger war als vergleichbare Hartholzdielen aus Eiche. Leider sind diese alten Kieferbestände inzwischen weitesgehend gefällt, sodass diese Holzqualität heute praktisch nicht mehr erhältlich ist.

Warum knarrt ein Dielenboden?

Bei der Sanierung stand die Beseitigung des Knarzens im Mittelpunkt. Deshalb möchten wir zunächst einmal klären warum Dielen überhaupt knarren.
Hier gibt es zwei wesentliche Gründe. Zum einen liegt es daran, dass Holz „arbeitet“ – je nach Luftfeuchtigkeit nimmt Holz Feuchtigkeit auf oder gibt sie wieder ab. Die Feuchtigkeitsaufnahme ist mit einem Quellen verbunden, das heißt einer Volumen-zunahme. Trocknet das Holz wieder, schwindet es – das Volumen nimmt also wieder ab. Stößt das Holz beim Quellen auf Widerstand, entstehen Spannungen, die dazu führen, dass der Boden unter Belastung anfängt zu knarren. Beim Schwinden kann es vor-kommen, dass die Nuten und Federn, die die einzelnen Dielenbretter miteinander verbinden, nicht mehr passgenau aneinander liegen. Dies kann zu Bewegungen in den Fugen führen, die ebenfalls ein Knarren verursachen. Außerdem sind alte Dielenböden typischerweise genagelt. Durch die natürliche Bewegung des Holzes (das Quellen und Schwinden) in Kombination mit der Belastung, können sich die Nägel, die die Dielen-bretter mit der Unterkonstruktion verbinden, lösen. Dies wiederum führt zu den unerwünschten Knarzgeräuschen.

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Wie saniert man Dielenböden?

Die einfachste Möglichkeit das Knarren zu beheben ist es, die Dielenbretter neu zu verschrauben. Moderne Dielenschrauben haben nur kleine Köpfe. Sie treten also optisch nicht anders in Erscheinung, als eine Nagelung, aber fixieren die Bretter so fest, dass die unerwünschten Geräusche verschwinden oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden. In unserem konkreten Fall (einer alten Schule aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts), lag nahe, dass die alte Unterkonstruktion den Belastungen eines Schulbetriebs nicht gewachsen sei. Liegen die Lagerhölzer nämlich zu weit aus-einander, biegen sich die Bretter zu stark was das Knarren verstärkt. Da der Boden unter den Dielen schwach belastet war, musste dieser mithilfe einer Folie staubdicht abgedeckt werden. In diesem Zuge sollten zusätzliche Lagerhölzer verbaut werden. Nach dem Abheben der Dielen stellte sich jedoch heraus, dass die Unterkonstruktion in Ordnung und ausreichend stabil war, so dass letztlich darauf verzichtet wurde.

Trittschalldämmung mit Korkstreifen

Zusätzlich stand der Gedanke im Raum Korkstreifen zwischen Lagerholz und Dielen-boden einzubringen. Diese Korkstreifen können nämlich die Trittschalldämmung (siehe Info Box 2) verbessern. Gleichzeitig kann die weiche Schicht zwischen Diele und Unterkonstruktion den Verbund der beiden stören und somit eine potentielle Quelle für erneutes Knarren darstellen. Der Gedanke wurde also wieder verworfen.

Infobox 2 – Holzböden und Schallschutz:
Bei der Sanierung von alten Holzbalkendecken ist ein immer wieder-kehrendes Thema der Schallschutz. Vorrangig sollten hier zwei Aspekte betrachtet werden: zum einen der Luftschallschutz und zum anderen der Trittschallschutz.
Luftschall wir dadurch übertragen, dass ein Bauteil (in diesem Fall die Holzbalkendecke) durch Schallwellen zum Schwingen angeregt wird und so den Schall (indirekt) überträgt. Um dem Abhilfe zu schaffen, braucht es eines: Masse! Eine schwere Decke dämpft die Schallwellen und schwingt weniger. Daher sollten Schüttungen und Füllungen am besten in der Decke belassen werden.

Beim Trittschall werden die Bauteile direkt zum Schwingen angeregt, zum Beispiel durch Schritte auf der Holzbalkendecke. Auch hier hilft Masse, da schwere Teile mehr Energie benötigen, um in Schwingung versetzt zu werden. In erster Linie gilt es aber die einzelnen Bauteile voneinander zu entkoppeln, zum Beispiel durch schwimmende Bodenaufbauten oder dämpfende Zwischenlagen, wie zum Beispiel Korkmatten.

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Hohlräume unter den Dielen füllen

Zwischen Diele und Schlackeschüttung waren noch ca. 20 mm Luft. Um diesen Hohl-raum zu füllen. Dafür wurde eine leicht gepresste Mineralwolle-Einlage verwendet. Die Vorteile dieser sind zum einen, dass die Diele damit eine vollflächige Auflage erhält, und zum anderen entfällt so der Resonanzkörper, was ebenfalls zur Beruhigung des Bodens beiträgt.

Die richtige Oberfläche für alte Dielenböden

Bleibt anschließend noch die Frage der „richtigen“ Oberflächenbehandlung zu beantworten. Zunächste musste der stark verschmutzten Boden abgeschliffen werden. Da die Dielen teilweise bereits stark ausgetreten waren, drohte die Nut auszubrechen. Das ist der Fall, wenn das Holz so dünn ist, dass jeder weitere Schleifgang kritisch ist. Also muss das abschleifen so erfolgen, dass mit möglichst wenig Material verloren geht. Hier wurden verschiedene Varianten versucht. Unter anderem auch das Abstrahlen mit einem Granulat aus Walnussschalen. Die weichen Holzteile des Bodens litten darunter aber zu stark. Außerdem verlieh dieses Verfahren dem Boden eine gebürstete Struktur. Letztlich wurde daher ein konventionelles Verfahren gewählt, wobei die Dielen maschinell mit einer Teller-Schleifmaschine abgeschliffen wurden. Allerdings wurde eine Maschine mit mehreren kleinen Tellern benutzt und ein weiches Schleifpad, das sich besser an Unebenheiten anpasst. Punktuell musste auch von Hand nachgeschliffen werden.
Abschließend wurde der Boden mit einem Hartwachsöl behandelt. Mit modernen Hartwachsölen behandelte Holzböden reichen in Sachen Dauerhaufigkeit und Pflege an versiegelte Böden heran, sodass die immer wieder auftauchende Frage „Versiegeln oder Ölen?“ heute mehr eine Frage der Optik ist. Das Klischee des pflegeintensiven geölten Holzbodens gehört somit der Vergangenheit an.

Fazit: Alte Dielenböden erhalten!

Letztlich konnte der Boden erhalten bleiben. Durch die neue Verschraubung und Mineralwolle-Einlage wurde das Knarren auf ein Minimum reduziert. Durch das vor-sichtige Abschleifen ging kaum Substanz verloren. Die geölte Oberfläche gibt dem Boden seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter zurück. Der Ausbau der Dielen bot dabei eine große Chance, denn kaputte Dielen konnten repariert werden, indem splitternde Hölzer wieder verleimt oder die Nut und Feder gereinigt wurden. Einzelne Dielen wurden ausgetauscht und sind nun als ablesbare Reparaturen sichtbar. Der Boden wurde so als ein Stück Geschichte bewahrt und ist nun bereit für die nächsten 100 Jahre. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass wir alter Substanz mit Fachwissen und Fingerspitzengefühl zu neuem Glanz verhelfen können.

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Artikel aus der Zeitschrift „Denkmalsanierung 2019/2020“ von Dr. Diana Wiedemann